Warum ausgerechnet die Niederlande? Im Gegensatz zu anderen Länderkreis-Leitern hat Frickhöfer keine familiären Bezüge zu dem von ihm betreuten Land. Er hatte vielmehr bei der Übernahme dieser Aufgabe wieder Europa im Kopf. „Wenn wir EIN Europa aufbauen wollen, dann muss erst einmal der Kontakt zum nächsten Nachbarn in Ordnung sein“, sagt Rainer Frickhöfer.
Genau aus diesem Grund ist die Deutsch-Niederländische Gesellschaft im Jahr 1949 gegründet worden. „Ziel war es damals, Verständnis für die vom Krieg geprägte, sehr zurückhaltende Haltung der Niederländer gegenüber Deutschland zu entwickeln“, erläutert Rainer Frickhöfer. Das ist gelungen. Der Kontakt zwischen den beiden Nachbarländern ist mittlerweile nicht nur in Ordnung, sondern wirklich wieder gut. Vom Fußball vielleicht mal abgesehen. Doch das harmonische Miteinander reicht dem pensionierten Anwalt und Notar noch längst nicht. Denn er hat im Laufe seiner grenzübergreifenden Tätigkeit festgestellt, dass die Niederlande, unser nächster Nachbar, vielen Deutschen immer noch relativ unbekannt sind.
„Ich meine nicht die Seebäder. Die kennt jeder und die liebt jeder Deutsche“, sagt Rainer Frickhöfer. 90 Prozent der ausländischen Urlauber, die in Holland an der Küste spazieren gingen, seien Deutsche. Aber die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen der Niederlande seien vielen Deutschen weitgehend fremd, bedauert der Länderkreis-Leiter.
Aus diesem Grunde organisiert er viele Seminare und Tagungen sowie Studienreisen, um die Niederlande und ihre Geschichte noch bekannter zu machen.
Bei diesen Veranstaltungen arbeitet Rainer Frickhöfer eng mit anderen Organisationen zusammen, unter anderem mit dem Zentrum der Niederlande-Studien an der Uni Münster. So war im September 2014 der Direktor des Zentrums der Niederlande-Studien, Prof. Dr. Friso Wielenga, Festredner beim 65-jährigen Jubiläum der Deutsch-Niederländischen Gesellschaft auf der Burg Lüdinghausen. „Mit der Wahl von Lüdinghausen wollten wir der Tatsache gerecht werden, dass unsere Gesellschaft nicht nur Mitglieder in Dortmund und Umgebung, sondern auch im südlichen Münsterland hat“, sagt Rainer Frickhöfer.
Auf der Burg Lüdinghausen hatte die Deutsch-Niederländische Gesellschaft auch eine Veranstaltung über die Euregio, mit der sie ebenfalls einen engen Kontakt pflegt. In der Euregio arbeiten über 120 deutsche Städte, Gemeinden und Kreise grenzübergreifend zusammen, etwa auch im Polizeibereich oder beim Katastrophenschutz. Viele Anwohner pendeln problemlos zwischen den beiden Ländern, zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. Doch für Rainer Frickhöfer ist noch etwas anderes sehr wichtig: die regelmäßigen Begegnungen der niederländischen und deutschen Menschen, der Austausch, etwa bei Kultur- und Sportveranstaltungen.
Im Euregio-Raum klappt auch die Verständigung bestens, da man dort auch das gemeinsame Platt spricht. „Generell jedoch sind die Zeiten vorbei, als nahezu jeder Niederländer auch fließend deutsch sprechen konnte“, bedauert Rainer Frickhöfer. Grund: In den niederländischen Schulen dürfen mittlerweile Sprachen abgewählt werden, nur noch Englisch ist Pflicht.
Wenn es um die vielfältigen Informationen über die Niederlande geht, dann hat Rainer Frickhöfer ohnehin die Deutschen im Blick. „Ich möchte andere Menschen mitziehen und die vielen Informationen über die Niederlande in die Breite tragen.“ Themen und Unterschiede, über die gesprochen, diskutiert und informiert wird, gibt es genug. Das Schulwesen. Die niederländische Volksrente. Die Teilzeitarbeit, die in den Niederlanden durchaus von Männern in Anspruch genommen wird. Die rechtsliberale Regierung in den Niederlanden, die mit den Sozialdemokraten koaliert. Und die Sozialhilfe, die im Nachbarland nun nach deutschem Vorbild künftig von den Kommunen geschultert werden soll. Doch Rainer Frickhöfer lädt die Gäste der Deutsch-Niederländischen Gesellschaft auch zu Reisen in die Vergangenheit ein. Es gibt Vorträge über die erste Seemacht der Welt, über das einst reichste Land der Welt oder die großen Maler der Niederlande.
Rainer Frickhöfer: „Ich wünsche mir, dass wir die niederländischen Lebensverhältnisse und natürlich die Menschen noch besser kennen lernen und noch intensivere Kontakte pflegen.“ Er setzt aus vollem Herzen eine Forderung von Prof. Dr. Manfred Balzer um, dem Vorsitzenden der Bundesgemeinschaft Deutsch-Niederländische Kulturarbeit: „Der 65. Geburtstag der Deutsch-Niederländischen Gesellschaft darf nicht der Eintritt in den Ruhestand sein“, hatte Prof. Balzer bei der Jubiläumsveranstaltung gefordert.
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